Im Jahr 2023 war der Kulturbeirat des Landkreises Diepholz bei mir zu Gast.
Wir saßen dicht beieinander in meinem Wohnzimmer: alle um meinen Esstisch versammelt, der damalige Landrat Cord Bockhop auf dem Sofa. Die Atmosphäre war ruhig, gespannt, erwartungsvoll – und ich erzählte ein Märchen.

Während ich sprach, hatte ich für einen Moment die leise Hoffnung, dass dieser Besuch vielleicht eine Spur hinterlässt, dass meine Erzählkunst gesehen und gewürdigt wird. Vielleicht, dachte ich, könnte irgendwann einmal der Kulturpreis eine Rolle spielen. Doch wie das mit Hoffnungen so ist: Das Leben geht weiter, zwei Jahre vergehen, und die Gedanken wandern zu ganz anderen Themen. Die Idee verblasste, wurde still wie ein Märchenbuch, das man erst einmal wieder ins Regal stellt.

Dann kam jener Tag.

Ich war auf einer langen Autofahrt unterwegs, als mein Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung meldete sich der jetztige Landrat Volker Meyer. Zwischen Straßenrauschen, Konzentration auf den Verkehr und der Überraschung dieses Anrufs erreichte mich seine Botschaft:
Ich solle den Kulturpreis des Landkreises Diepholz 2025 erhalten.

Es war ein Moment wie aus einem Traum. Freude, Ungläubigkeit, Staunen – alles mischte sich. So ganz sicher war ich mir trotzdem erst vier Tage später, als das offizielle Schreiben des Landkreises eintraf. Erst da konnte ich wirklich tief durchatmen und sagen:
Ja, es stimmt. Ich habe das nicht geträumt.

Ich freue mich sehr und fühle mich geehrt, dass diese feine, leise Kunst des Erzählens von Märchen und tradierten Geschichten eine solche Aufmerksamkeit erhält. Wer erzählt, kennt auch die andere Seite: Es kommt vor, dass man belächelt wird, nicht ernst genommen – als sei das Erzählen von Märchen etwas Nebensächliches, Dekoratives, nichts „Richtiges“. Und es gibt die stille Nichtbeachtung, wenn die leisen Künste hinter lauteren Angeboten verschwinden.

Gerade deshalb bedeutet mir dieser Kulturpreis so viel.
Er ist ein Zeichen dafür, dass die Kunst des Erzählens gesehen wird.
Dass es wahrgenommen wird, wenn Menschen zuhören, ihre eigenen Bilder finden, innerlich auf Reisen gehen.

Ich hoffe, dass diese Auszeichnung Türen öffnet:
Türen zu neuen Orten, an denen erzählt werden darf,
Türen zu Menschen, die sich bisher nicht getraut haben, Märchen als ernstzunehmende Kulturform zu betrachten,
Türen für mein langgehegtes Projekt von Märchentagen, das ich weiter voranbringen möchte.

Eines aber bleibt – mit oder ohne Preis – unverändert:

Meine Zuhörerinnen und Zuhörer werden weiterhin mit all meiner Liebe und meinem Engagement Märchen und Harfe von mir hören.
Ich werde weiter Geschichten teilen, die über viele Generationen hinweg überliefert wurden, weiter ihre Wege behutsam ins Heute öffnen – für Kinder, für Erwachsene, für alle, die bereit sind zuzuhören.

Und vielleicht erinnert sich der eine oder die andere von damals noch an diesen Nachmittag 2023, als der Kulturbeirat an meinem Esstisch saß, der Landrat auf dem Sofa – und ein Märchen seinen Weg nahm, der nun, zwei Jahre später, in einem Kulturpreis mündet.

Wenn ein Preis zur Märchenkrone wird – mein Kulturpreis 2025

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